Zu den aus dem Kollegium herausragenden Persönlichkeiten zählt auch Herr Langemann, und zwar in doppelter Hinsicht. Erstens wegen seiner Beliebtheit und zweitens wegen seiner Beleibtheit.
Wer ihn kennt, weiß besonders seine gut gespielte Lässigkeit bei der Rückgabe schriftlicher Arbeiten zu würdigen: „Meier, Fünwe.” Dann holt er das nächste Heft vom Stapel, schlägt dieses auf, guckt nach der Zensur und visiert mit einem Blick über den Rand der Brille den betreffenden Schüler an: „Müller – (Pause) – Sechse.” Bei guten Schülern heißt es allerdings nüchtern: „Klappsburg – äh – hat diesmal ’ne Zwei.”
Auch die Langemann’schen Einträge heben sich wegen ihrer Kürze, es sind immer nur zwei Wörter, wohltuend von den übrigen ab. Ohne lange nachzudenken, formuliert er: „… faul” oder „… stört” oder „… ohne Hausaufgaben”. Ein solcher Zwischenfall dauert kaum eine halbe Minute und wird höchstens mit der bündigen Erklärung „Ich hau’ dich ‘mal ins Klassenbuch” begleitet. Darauf setzt er den Unterricht vielleicht wie folgt fort: „Übermorgen schreiben wir eine Vokabelarbeit, das sag’ ich euch gleich.”
Zu den Schülern hat er ein gutes Verhältnis, er nennt sie stets „Kameraden” und, wenn er sehr gut gelaunt ist, auch „Waldschrat”.