Beladen mit zwei Aktentaschen oder mit mehreren Kilo Atlanten und einem freundlichen Lächeln im Gesicht – so kennt man Dr. Kraatz.
Nachdem er in seiner Referendariatsseit ein Jahr an der Gaußschule unterrichtet hatte, war er fast zwölf Jahre in Helmstedt an einer Heimschule Lehrer, an der Realschüler ihr Abitur nachmachen und deshalb auch eine starke Motivation an den Tag legen. Diese Tatsache hat Dr. Kraatz als Lehrer scheinbar sehr geprägt. Als er nun vor gut einem Jahr wieder an die Gaußschule kam, war er ja noch gänzlich unbekannt bei den Schülern; doch innerhalb eines relativ kurzen Zeitraumes wuchs nicht nur seine Popularität über die Grenzen unserer Schule hinaus, sondern er konnte sich aufgrund seines Unterrichtsstils auch zunehmender Beliebtheit erfreuen. So ist Dr. Kraatz heute bei vielen Schülern zu einem Geheimtip geworden. Seine Doktorarbeit schrieb er über historisch-kartographische Quellen des Raumes Braunschweig; und jeder, der ihn schon einmal in seinem Erdkundeunterricht erleben durfte, weiß, daß er ein „Vollblutgeograph” ist. Doch ist er auch als Chemielehrer sehr bekannt, und man kann eigentlich sagen, daß er es wert ist, ihn einmal im Unterricht erlebt zu haben.
Die Spickmöglichkeiten in seinen Arbeiten sind, um einmal wettergeographischen Srachgebrauch zu reden, sehr wechselhaft. In der einen Arbeit ist „Spick und Schummel gut”, und in einer anderen Arbeit werden gleich merere Schüler beim Versuch ertappt, „sich selbst” zu betrügen. Manche Schüler beklagen sich auch teilweise, sie würden nicht genug bei ihm lernen; aber nicht das Lernen ist ja in Realität wichtig, sondern die Noten, die man bekommt; und in dieser Beziehung kann man sich beim „Doc” (so nennt man ihn teilweise) nicht beklagen.
Ansonsten ist der „Doc” ein sehr väterlicher Typ, doch manchmal legt er seltsame Reaktionen an den Tag; denn wenn man in seiner Gegenwart z. B. behauptet, er habe einen ganz schön dicken Bauch (was natürlich nicht stimmt), so weicht das Lächeln nicht aus seinem Gesicht. Doch dle Reaktion kommt immer, wenn man es am wenigsten von ihm erwartet. Denn wenn man den „Doc” z. B. fragt, ob er eine neue Brille habe, braust er auf wie ein mittelmäßiger Hurrikan. Wer ihn aber eine Weile kennt, weiß, wie er zu handhaben ist, und wer ihn noch nicht kennt, kann den „Doc” an seiner grünen Skimütze erkennen.