Theaterstück „Unsere kleine Stadt”
Nur rund 100 Zuschauer fanden sich am Dienstag, dem 13. Februar, zur Première der nach langer Zeit wieder ins Licht der Öffentlichkeit getretenen Theater-AG der Gaußschule ein. Der Grund dafür war neben dem starken Schneefall die letzte Folge von „Klimbim”; viele Eltern und Schüler waren wohl der Ansicht, Ingrid Steeger hätte mehr zu bieten als die Laienschauspieler ihrer Schule. Dies stimmte jedoch nur teilweise.
Das in einer Zeit von über einem Jahr (!) einstudierte Theaterstück „Unsere kleine Stadt” von Thornton Wilder stellte höchste Anspruche an Mimik, Gestik und Sprachvermögen der Spieler. Nach Angaben des Inszenators Gerhard Ristig liegt die verhältnismäßig lange Probezeit an den nur zwei Wochenstunden, die der AG für Proben zur Verfügung stehen, und daran, daß die Darsteller vor diesem Auftritt zum großen Teil völlig bühnenunerfahren waren. Herr Ristig ist bei ihnen auf idealistische Motive angewiesen, da ihnen für ihre Mühen – vom Publikumsapplaus abgesehen – keinerlei Vorteile entstehen. Gleiches gilt auch für Herrn Ristig selbst, dem hier im Namen aller für seinen unermüdlichen Einsatz gedankt sei.
Die daraus resultierende Nervosität war vor Beginn der Aufführung deutlich zu spüren (Ristig: „Ganz wohl ist uns heute nicht”). Doch die Aufregung war unbegründet. Von kleinen lerntechnisch bedingten Unsicherheiten abgesehen, spielten alle Beteiligten sehr überzeugend. Von den hervorragend besetzten Hauptrollen hoben sich besonders Katia Malinowski und Mechthild Rose, die „Inge Meisel der Gaußschule”, in den Nebenrollen Randolph Piorek (Howie Newsome) und Uwe Dortmund (Prof. Willard) ab.
Hier noch einmal die Besetzung der Hauptrollen:
- Spielleiter: Olaf Heße
- Dr. Gibbs: Michael Krause
- Mrs. Gibbs: Mechthild Rose, Susanne Otte
- George Gibbs: Uwe Peeters
- Mr. Webb: Holger Karas
- Mrs. Webb: Andrea Pittke, Regina Hartung
- Emely Webb: Katja Malinowski
Während bei den ersten beiden Akten neugieriges Interesse und Amüsement der Zuschauer vorherrschten, ließ der dritte Akt sämtliches Gemurmel im Saal verstummen. Illusion und Identifikation der Zuschauer waren trotz des Fehlens jeglicher Kulisse vollkommen; man war gezwungen, sich mit dem sonst so oft verdrängter Gedanken an den Tod näher zu beschäftigen.
Den andächtig lauschenden Zuschauern mußte erst durch initiales Klatschen der Souffleuse Simone Lange das Ende des Stückes angezeigt werden. Der dann folgende Beifallssturm dokumentierte die Begeisterung der Zuschauer; doch auch die Akteure waren erleichtert, daß alles gut gelaufen und die Thematik beim Publikum angekommen war.
Auf unsere Fragen an Zuschauer wurde ausschließlich positiv kritisiert. Hier einige Beispiele:
- OStR Langemann: „Für mich war es eine gelungene Aufführung, einmal abgesehen von einigen kleinen sprachlichen Unsicherheiten und Versprechern, die nicht zuletzt ihren Charakter auch dadurch erhielt, daß ohne jegliche Kulisse und in einer schlichten Sprache die Geschichte einer Kleinstadt ziemlich anschaulich erzählt wurde.”
- StD Dr. Schmidt: „Schon die Aufmachung imponierte mir: die Doppelbesetzung, die Ansprache von Herrn Ristig und selbst das kleine Programm. Auch vom Stück selber bin ich angenehm überrascht. Alles in allem scheint es, daß wir wieder einige gute Talente haben, die auf eine noch bessere Zukunft unserer Theater-AG hoffen lassen.”
- Zuschauer: „Eine sehr gelungene Vorstellung, die allen Schauspielern eine schwierige Aufgabe abverlangte, die sie jedoch ohne Ausnahme schon fast profihaft meisterten.”
Die lange Probezeit scheint sich für die Theater-AG doch gelohnt zu haben. Es liegt nun bei Herrn Ristig, den Nachwuchs durch geschickte Auswahl der Stücke zu fördern und weiterhin für ihre Arbeit zu begeistern.